Liebesbrief an… das Yoga
In meiner Reihe »Liebesbrief an…« erzähle ich euch von den Dingen, für die ich in meinem Leben ganz besonders dankbar bin. Anfangen möchte ich mit dem Yoga, denn den Begriff der Dankbarkeit wurde mir erst im Rahmen meiner Yogapraxis richtig bewusst.
Ich kann euch vorweg sagen, ich hatte bisher keine wirkliche Art von Erleuchtung, der Newsletter von Ursula Karven ist nicht abonniert und ich radel auch nicht mit einer Yogamatte auf dem Rücken durch die Stadt. So ist das alles bei mir irgendwie nicht.
Ich habe mich sehr schwer getan überhaupt erst mit der Yogapraxis zu starten, ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich Teil dieser inzwischen doch sehr gehypten Community sein wollte. Barfuß auf einer bunten Matte, mit einer gemusterten Leggings und umringt von Menschen, die einfach etwas zu lange auf themenbezogenen Pinterest-Boards verweilt sind und sich richtig »Bali« fühlen.
Aber es ist wie bei vielen anderen Dingen auch, Yoga ist immer das, was man selbst daraus macht. Es kann absolut sportlich, sehr sanft oder eben spirituell sein. Was man dabei trägt ist so egal, wie die Farbe der Matte. Das weiss ich jetzt. Grundsetzlich sollte man schon schauen, dass man eine Schule findet, die einem entspricht und die auch den Yogatil praktiziert, der einem liegt. Wichtig ist, dass man sich wohl fühlt. Ich mache Hatha Yoga und Vinyasa Yoga, für mich die perfekte Mischung.
Es ist eine echte Lebensaufgabe alle Stile und Mischformen des Yoga zu entdecken und zu vertiefen, für mich wird es daher auch nie langweilig. Es gibt kaum eine Bewegungsart, die so vielseitig ist und dabei auf so kleinem Raum ausgeführt wird. Alle Yoga-Arten vereinen dabei drei Säulen: die Körperpositionen »Asanas«, die Atemübungen »Pranayamas« und »Meditation«.
Ich habe als Kind und in der Jugend viel getanzt, Bewegungen und Körperhaltungen zu präzisieren hat mir also schon immer richtig Spaß gemacht. Durch Yoga werden Muskeln und vor allem die Tiefenmuskulatur im ganzen Körper trainiert. Während ich mich früher oft zum Sport schleppen musste, lasse ich heute für 90 Minuten Yoga alles stehen und liegen.
Der Grund dafür ist das andere Mindset. Beim Yoga geht es nicht um höher, schneller weiter. Eine Yogalehrerin hat mal zu mir gesagt: »Du bist eingeladen dich zu bewegen. Betrachte Yoga als ein großes Buffet, du darfst alles kosten, aber du musst nicht alles essen. Schau einfach, was dir heute gut tut.« Was soll ich sagen, beim Essen kann ich auch nicht nur eine Kleinigkeit naschen, volle Teller sind mir da grundsätzlich viel lieber. So ist es jetzt wohl auch beim Yoga.
Dafür bin ich beim Yoga dankbar:
Der Atem und die Konzentration
Im Alltag hetzen wir oft nur vom Stress geplagt umher, kurze Pausen nutzen wir um gedanklich das Meeting am nächsten Tag zu planen oder eine Liste für den Wocheneinkauf zusammenzustellen. Durch die Konzentration auf den Atem, können beim Yoga solche Gedankenspiele einfach weiterziehen. Es erfordert etwas Übung und es gibt bessere und schlechtere Tage, aber die Konzentration auf den Atem ermöglicht einen besseren Fokus auf uns selbst. Die Entdeckung des Atems gehört zu einer der größten Offenbarungen, die ich im Yoga bis jetzt machen durfte.
Das Im-Jetzt-Sein: ein Aha-Erlebnis
Klar, ich kannte die Floskeln: »Bleib bei dir« oder »Bleib im Hier und Jetzt« aber bisher war es mir irgendwie zu abstrakt und vielleicht auch zu spirituell. Seitdem mich die Yoga-Philosophie immer wieder mit der Nase darauf stößt, habe ich nun mittlerweile einen ganz anderen Zugang dazu. Es ist praktisch als wichtigstes Todo abgespeichert: »Nimm so oft es geht den gegenwärtigen Moment wahr!« Achtsamkeit ist hier das Stichwort. Es macht uns nicht glücklich über Vergangenes zu grübeln oder sich über Dinge Sorgen zu machen, die wir eh nicht beeinflussen können. Dann dreht sich im Kopf ein Karussell und wir fahren einfach nur mit, wie ferngesteuert. Durch einen sensiblen Umgang mit der Gegenwart kann dieser Kreisel unterbrochen werden.
Dankbarkeit, der Schlüssel zur Zufriedenheit
Das Gefühl der Dankbarkeit kann unsere Stimmung zu einem echten Hoch verhelfen. Die Bewusstmachung der Dinge, die unser Leben bereichern, überschreibt alle Sorgen und jeden Missmut. Aber auch dieser Glücks-Booster muss trainiert werden und ist deshalb Teil der Yoga-Ausbildung. Wie könnten wir muffig bleiben, wenn wir an all das Schöne denken, das unser Leben bereichert? Probiert es mal aus!
Also, liebes Yoga, du bist eine ganz eigene, wunderbare Welt, in der es noch viel zu entdecken gibt. Ich befinde mich noch ganz am Anfang der Reise und bin gespannt, wie es mit uns weiter geht.
Sehr dankbar!
Deine Karin