Oh, wie schön ist Panama!
Kennst du die Geschichte von Janosch? Sie handelt davon, dass der kleine Tiger und der kleine Bär ihre eigenen kleine, glückliche Welt verlassen und sich eines Tages auf den Weg machen, um das Land Panama zu entdecken. Sie glauben, es muss das schönste Land auf der Erde sein, in dem es immer nach Bananen riecht.
Bei der Geschichte geht es darum mutig zu sein und einfach mal etwas zu wagen, es geht darum gewohnte Pfade zu verlassen und Neues zu entdecken. Ich habe auf unserer Reise durch Panama festgestellt, dass das Entdecken neuer Wege voller Herausforderungen ist und das Verlassen der Komfortzone tatsächlich manchmal Mut erfordert.
Ich habe schon viel von der Welt gesehen, Roadtrips, Abenteuer und das Ungewisse waren dabei immer mein Antrieb beim Reisen. Nun war ich einige Jahre nicht so richtig unterwegs und musste feststellen, irgendwie hat mich in der Zeit von damals bis heute ein wenig der Wagemut verlassen. Ich habe das Gefühl, der Mut schwindet proportional zum Alter, zumindest bei mir. Ich denke viel mehr nach, habe viel mehr Respekt vor neuen, unbekannten Situationen und möglicherweise auch unsicheren Orten. Das gefällt mir gar nicht. Ich schätze, das einzig wirksame Gegenmittel ist: mehr reisen!
Panama City
Schon bei unserer Ankunft in Panama Stadt hat unser Taxifahrer sich mehrfach erkundigt, ob wir uns ganz sicher seien, dass wir wirklich in diesem Stadtviertel bleiben und die von uns gebucht Airbnb-Unterkunft beziehen wollen. Nach sechzehn Stunden Reise sowie zwei Stunden Stau und Stop-n-Go in der City, wurde an dieser Stelle schon am ersten Tag mein Nervenkostüm getestet.
Das Stadtviertel war in den Augen des Taxifahrers nicht sicher und wir sollten vor Sonnenaufgang besser nicht die Wohnung verlassen. Aha!
So schnell ließen wir uns nicht abschrecken, aber es blieb abenteuerlich! Die besagte Wohnung war, nach Rücksprache mit der Besitzerin, nur über den Balkon zu betreten. Das bedeutete, dass wir von außen über das Geländer steigen mussten. Kein Problem, denn unser Gepäck stand eh noch in Frankfurt und mit unseren spackigen Reise-Joggern ließ es sich prima klettern. Die Frage, warum eigentlich die Balkontür offen stand, führte uns zu der Antwort, dass sie gar nicht abschließbar war. Ein tolles Gefühl, bei einer Nachbarschaft, in der man sich bei Nacht grundsätzlich lieber unsichtbar machen wollte.
Auch die Reisemüdigkeit hat uns das schallernde Bassgetöse nicht überhören lassen, das aus der garagenähnlichen Bude mit Rolltor kam, die nebenan ihr Zuhause fand. Die Nacht war von meiner Seite eher ein pausenloses Hochschrecken, Horchen, Aushalten. Nicht so schön!
Das Bad war war übrigens auf unerklärliche Weise von innen verschlossen und nicht zugänglich. Wie das passieren konnte, kann ich mir auch nicht erklären. Mein Freund würde behaupten, dass ich da irgendwie die Finger im Spiel hatte. Belassen wir es dabei. Wie wir dieses unschöne Hindernis in jener Nacht überwunden haben, überlasse ich an dieser Stelle deiner Fantasie. Uns blieb irgendwie nichts erspart!
Am kommenden Morgen, ich glaube es war halb sieben, sind wir in unseren klebrigen Reise-Schlaf-Klamotten aus der Wohnung geflohen und haben uns erstmal ein Hotel gesucht. Hotels sind sonst nicht so unser Ding, aber jetzt durfte es gern sauber, gepflegt und durchorganisiert sein. Einfach zum Durchatmen.
Das Viertel unseres Nachtquartiers, die Altstadt von Panama City Casco Viejo, war bei Hellem betrachtet schon grundsätzlich die richtige Wahl. Tolle Architektur und eine ganz besondere Atmosphäre begrüßten uns im Sonnenschein. Wie es halt bei Metropolen so ist, zwei Nebenstraßen weiter, befindet man sich schnell in sozial Brennpunkten, die man als Tourist besser meidet. Dumm gelaufen.

San Blas Inseln
Nachdem wir dann nochmal einen kompletten Tag in unseren Travel-Klamotten verbracht hatten, wurde dann um 22:00 Uhr unser Gepäck in das neue Hotel geliefert. Gerade rechtzeitig, denn um 05:30 Uhr am nächsten Morgen sollte es schon weiter auf eine der San Blas – Inseln in die Karibik gehen.
Für mich war die Anreise auf die Insel Chichime eigentlich eine größere Herausforderung, als nachts in eine Spüle zu pinkeln, denn ich bin leider nicht besonders reisefest was Serpentinen oder Bootsgewackel angeht. Also gab es zum Frühstück zwei Übelkeitstabletten und als unerlässliche Accessoires Muddis Reisearmbänder, die ebenfalls verhindern sollten, dass ich meinem Vordermann in den Nacken spucke. Keine Ahnung, wie es mir ohne ergangen wäre, aber ich bin überzeugt: It saved my life!
Nach knapp vier Stunden SUV-Dschungel-Achterbahn und abenteuerlicher Bootsfahrt, ich im permanenten Meditationsmodus mit geschlossenen Augen und bedachtem Ein- und Ausatmen, sind wir dann auf unserer einsamen, beschaulichen Karibikinsel angekommen. Dachten wir.
Ultimativer Reisetipp: Nationalfeiertage des Landes checken!
Wir teilten uns also unser malerisches Eiland mit ca. 150 Campern, samt Webergrills, Generatoren und Boomboxes! Die Einheimischen zelebrierten ihre freien Karnevalstage mit Sommer, Sonne, Kaktus und jeder Menge Dosenbier. Wir sind nun unfreiwillige Kenner des kompletten Reggaeton-Genres und der verschiedensten Ausführungen an Ghettoblastern. Die Kapazitäten der kleinen Insel waren wirklich am Limit, auch was die sanitäre Situation und den Müll anbelangte. In meinen Augen schon grundlegend ein Unding, denn nun habe ich einen sehr guten Eindruck, auf welchen Wegen Blechdosen, Plastiktüten und Dreck in die Meere kommen. Sehr traurig.
Das Schöne war aber, dass diese Art grillwütige Partymeute nicht gern den Dunstkreis ihres Webergrills verließ, so konnten wir einen traumhaften Karibikstrand genießen, ganz ohne Würstchengeruch und Dauerbeschallung.

Altos del Maria
Wir wurden auf unserem Trip noch wirklich so sehr beschenkt und wir haben das Land und die Natur sehr genossen. Kleine Stolpersteine und Herausforderungen machen für uns das Individualreisen aus. Wir haben während unserer Reise durch Panama so viel erlebt was nicht geplant war, was sich am Ende aber als großes Glück herausstellte.
Wir haben dann auf unserer Reise noch eine Weile in Altos del Maria bei El Valle de Anton verbracht und hatten dort ein unheimlich schönes Haus direkt in den Bergen gemietet. Dort durften wir einen einen atemberaubenden Blick genießen, haben uns schlimmen Muskelkater beim Wandern eingefangen und hatten Zeit einfach mal die Natur zu genießen. Ganz reibungslos blieb es dort leider auch nicht, denn wir trotzten während unseres Aufenthalts Stürmen, wie sie seit 13 Jahren diese Region nicht mehr umgekrempelt hatten und durften so auch, dank der Stromausfälle, romantische Stunden bei Kerzenschein verbringen. Gibt Schlimmeres!

Santa Catalina & Coiba
In Santa Catalina an der Pazifikküste haben wir dann komplett auf Chill-Modus umgestellt und sind absolut in den Lifestyle des kleinen, noch recht ursprünglichen, Surfer-Dörfchen eingetaucht. Die Atmosphäre hat uns sofort eingefangen und war für uns die perfekte Auszeit auf der Reise. Traumhaft weite Strände, perfekte Wellen, eine unheimlich entschleunigte Infrastruktur und der Coiba National Park wurden für uns zu einem der Highlights auf unserer Reise.
Der Schnorchel-Trip vor der Insel Coiba wird für mich ganz sicher für immer unvergesslich bleiben. Diese wunderbare Tierwelt hat mich so unglaublich berührt. Delphine, Meeresschildkröten, Haie, Mantas, Kugelfische, Korallen und unzählige bunte Fische in riesigen Schwärmen rücken sofort in mein Gedächtnis, wenn ich an diesen Ausflug denke.
Santa Catalina hat uns so gut gefallen, dass wir den letzten Stop auf unserer Reise storniert haben und die Anzahl unserer Tage in dem kleinen Paradies damit verdoppeln konnten. Tatsächlich wären wir trotzdem gern noch länger geblieben. Dieser Ort ist perfekt zum Hängenbleiben und Aussteigen… falls jemand Interesse hat.
Wir haben unser Herz an Panama verschenkt. Wir hatten vor allem das Gefühl, diesmal noch zur rechten Zeit am Rechten Ort zu sein. Der Tourismus hat das Land noch nicht übernommen und wir hatten die Chance wirklich sehr authentisch in das panamaische Lebensgefühl einzutauchen.
Ich habe für mich einmal mehr festgestellt, die Verbindung mit der Natur, die frische Luft, Sonne und blauer Himmel machen mich wirklich glücklich. Nicht zu vergessen, die Tiere! Dass wir, gerade auch unter Wasser, so eine Vielfalt an Tieren erleben durften, einfach unglaublich! Dafür durfte es auf der Reise auch gern mal etwas abenteuerlich oder anstrengend werden.

Der Abschied
Leider mussten wir dann irgendwann auch den Heimweg antreten und wir sind wirklich mit sehr schwerem Herzen gegangen. Aber wie auch schon Tiger und Bär am Ende ihrer Reise feststellten: Zuhause ist es fast so schön wie in Panama.